Welttag des Geweihten Lebens

Rundschreiben von P. General

 

Das Talent der Hospitalität

2. Februar 2017

 

An alle Brüder und Kommunitäten des Ordens

 

Liebe Brüder,

 

aus Anlass der Feier des Welttages des geweihten Lebens am kommenden 2. Februar möchte ich mich mit dieser kurzen Botschaft an alle Brüder und Ordensleute wenden, die mit uns in der großen Familie des heiligen Johannes von Gott in den Einrichtungen des Ordens zusammenarbeiten. Der Welttag bietet uns die Möglichkeit, unser Leben als Ordenschristen zu feiern und Gott für das kostbare Geschenk der Berufung zur Hospitalität zu danken.

 

In den letzten Jahren haben wir begonnen, uns intensiv mit der Zukunft des Ordens zu befassen und befragen uns seitdem, was geschehen muss, um den Fortbestand unserer Gemeinschaft zu sichern. Es steht außer Frage, dass wir zu einem neuen Aufbruch bereit sein müssen, wenn wir wollen, dass das Charisma der Hospitalität des heiligen Johannes von Gott in Zukunft lebendig bleibt. Dabei müssen viele Aspekte bedacht werden: unsere Weihe und Identität als Ordenschristen, unser Apostolat, unsere Strukturen usw.

 

Doch es gibt einige Kernfragen, die grundlegend sind: Worin liegt der tiefere Sinn unserer Weihe? Welcher Lebensstil soll uns auszeichnen? Was macht unsere Identität als Barmherzige Brüder aus? Die organisatorischen Strukturen, die apostolischen Werke, unsere Einrichtungen und Dienste und vieles andere sind sicher auch wichtig, aber sie sind lediglich Mittel, um unsere Berufung und Sendung zu verwirklichen. Und wie alle Mittel, können sie sich verändern. Dies ist im Übrigen wiederholt in der Geschichte des Ordens geschehen. Zahlreiche Niederlassungen und Werke sind verschwunden und neue an ihre Stelle getreten. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. An unserer Sendung hat sich trotzdem nichts geändert, denn sie übersteigt die Strukturen von Ort und Zeit. Es gilt, was ich bereits mehrmals sagte: Auch ohne eigene Einrichtungen und Werke würde unsere Berufung auf anderen Wegen und in anderen Formen fortbestehen. Wir dürfen die Sendung der Hospitalität nicht auf bestimmte Werke bzw. Einrichtungen reduzieren, auch wenn diese Werke bzw. Einrichtungen bis heute ein bevorzugtes Mittel zur Verwirklichung unseres Auftrags waren.

 

Was hingegen lebensnotwendig für das Charisma der Hospitalität in Zukunft ist, ist das Zeugnis unseres Lebens. Ein in Treue zum Geist des Herrn und der Kirche gelebtes Ordensleben, das von Freude und Einsatzbereitschaft erfüllt ist und das keine Angst hat, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen, ist, was wir brauchen. Damit gewinnen oder verlieren wir unsere Zukunft. Als Ordenschristen haben wir die Aufgabe, Propheten zu sein, Zeichen zu sein für die Gegenwart des Reiches Gottes mit unserem Charisma der Hospitalität. Dies kann auch bedeuten, dass wir mit unserer Form, die Liebe Gottes zu den Menschen durch die Hospitalität sichtbar zu machen, anecken und stören. Diese Aufgabe, die weit über unsere Werke hinausgeht, ist heute sehr dringend. Oft sind dazu einfache Gesten und Handlungen gefragt, die in ihrer schlichten Zeichenhaftigkeit jedoch eins klar sagen, nämlich, dass Hospitalität im Sinne gelebter Gastfreundschaft die einzige Alternative zu einer von Hass, Egoismus und Gewalt beherrschten Welt ist.  Dies ist der Beitrag, den wir Barmherzige Brüder zum Aufbau einer brüderlichen Welt leisten können und leisten sollen, denn eine brüderliche Welt ist das zentrale Anliegen Gott Vaters und das Herzstück der Botschaft Christi.

 

Liebe Brüder, wenn wir imstande sind, unsere Berufung so zu verstehen und so zu leben, brauchen wir keine Angst um die Zukunft des Ordens zu haben. Ich weiß, dass sich bisweilen Entmutigung und Müdigkeit bei uns einschleichen. Gerade deswegen sage ich Ihnen heute am Welttag des geweihten Lebens: Kopf hoch! Freuen wir uns über unsere Berufung und erneuern wir an diesem Tag voll Enthusiasmus unser Versprechen, dem Herrn in Treue nachzufolgen. Kirche und Welt, Mitarbeiter und Betreute brauchen uns, wenn wir nur den Mut haben, Zeugen und Propheten der Hospitalität zu sein. Wir können das. Ein jeder von uns kann das. Dabei kommt es nicht darauf an, wieviel einer tut, sondern darauf, mit seinem Leben ein Zeichen für die Menschen zu sein, unabhängig von Alter oder Aufgabe.

 

In diesem Jahr wird man in den Provinzen mit der Vorbereitung der Provinzkapitel beginnen. Das ist eine gute Gelegenheit, um Mut zu zeigen. Legen wir den alten Menschen ab und ziehen wir den neuen Menschen an (vgl. Eph 4,22-24). Überwinden wir starre selbstbezogene Haltungen, die uns nur uns selbst sehen lassen, und streifen wir Ängste und Argumentationen ab, mit denen wir diese Haltungen rechtfertigen. Der Herr vertraut uns und will, dass wir handeln. Er hat uns das Talent der Hospitalität anvertraut (vgl. Mt. 25,14-30), damit wir etwas daraus machen. Enttäuschen wir ihn nicht, damit wir zum Schluss nicht von uns selbst enttäuscht sind.

 

2015 haben wir das Jahr der Berufung der Hospitalität gefeiert. Damals sagte ich, dass für uns von nun an jedes Jahr ein Berufungsjahr sein muss. Machen wir auch aus diesem Jahr „ein Jahr der Berufung“ und bemühen wir uns, mit unserem Ordensleben ein Beispiel zu sein und andere einzuladen: “Hospitalität: Komm und sieh!”  

 

Ich wünsche Ihnen noch einmal eine frohe Feier des Welttages des geweihten Lebens am Fest der Darstellung des Herrn, das vielen auch als Fest des Lichts und erwachenden Lebens gilt. Bitten wir den Herrn an diesem Tag besonders darum, dass er allen Brüdern die Kraft schenkt, die Welt mit dem Licht des Zeugnisses der Hospitalität zu erhellen.   

 

Mit brüderlichen Grüßen

 

 

Frater Jesús Etayo

Generalprior 

 

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